"Alien - Die Wiedergeburt"

von
André Wyrwa

Der Mythos bekommt Risse.

Bekanntlich ist es ein schweres Unterfangen, einem guten Film eine Fortsetzung zur Seite zu stellen, die nicht vor dem Original verblaßt. Noch schwerer wird es, ein solches Duo zu einer Trilogie zur ergänzen.

An der Frage, ob diese dritte Fortsetzung bei der Alien-Saga gelungen ist, scheiden sich bekanntlich die Geister. Mir persönlich gefiel der dritte sogar am besten.

Und nun ist nach langem Warten mit gemischten Gefühlen der vierte Teil dieser SciFi-Fantasy-Horror-Opera in den Kinos zu bewundern. Ist die Fortsetzung nun also diesen Titel wert? Oder ereilt die Alien-Story dasselbe Schicksal wie das StarTrek-Universum?

Zunächst einmal beginnt Die Wiedergeburt nüchterner, weniger spacig und weniger mystisch und das läßt bereits erahnen, wohin sich dieser Film entwickelt hat. Während der dritte Teil sich zwar von den ersten beiden durch seine Machart klar abhebt, so baut er doch konsequent auf dem bereits gesehenen auf.

Nummer 4 geht mehr den Weg aller SciFi-Streifen unserer Zeit, zurück zu einem breiteren Publikum, wieder ein Stück heraus aus der dunklen Tiefe der fiktiven Welten ferner Zeiten. Beim breiten Publikum findet man denn auch immer mit etwas Humor Anklang und obgleich der Film im Vergleich zu anderen gegenwärtigen Produktionen des Genres noch recht ernst ist, ist er für die Alien-Saga leider viel zu humorös.

Vom ersten Teil an ist eine klare Linie in der Serie zu beobachten, die sich dadurch kennzeichnet, daß die Figuren, die sich um Lt. Ripley scharen, von Film zu Film skurriler werden und die Szenen ekliger.

Erst war es die Crew eines Frachters, dann eine Söldnertruppe, drittens ein paar Häftlinge. Nun handelt es sich um eine Händlertruppe, die sich die Position vor der Kunkurrenz durch illegale Geschäfte sichert.

Die Gesichter dieser Truppe kommen einem sofort vertraut vor, nicht nur das Winona Ryders, das einen hübschen Gegensatz zu der Auslese an berühmten Häßlichen bildet, wie "den Glöckner von Notre Dame" oder "Vincent", das bekannte Beast. Den alten bekannten Bischop trifft man nicht wieder, aber das soll nicht heißen, daß nicht wieder ein Android von der Partie wäre.

Dieser ist aber nicht Ripley selbst, wie unter anderem gemutmaßt wurde, viel eher trifft die Spekulation zu, daß ein Klon das Original ersetzt. Es ist sogar gelungen, diese Wiedergeburt so in die Story einzubinden, daß sie nicht zu hingebogen wirkt, zumal die neue Ripley sich dank einer netten storytragenden Idee wesentlich von ihrem Vorgänger unterscheidet.

Wo wir schon bei den Ideen sind, wird es Zeit, etwas darauf einzugehen. Tatsächlich ist Alien 4 eine Fortsetzung, kein Plagiat. Es wurden viele neue Gedanken eingebracht, der Faden der Saga wurde weitergeführt und dank vieler gut umgesetzter Ideen ist es nie langweilig.

Leider jedoch ist der Film gerade zu Beginn mit etwas störenden Rollen gespickt, wie einem etwas blödeligen General, der nicht in einen solchen Film gehört hätte und somit auch glücklicherweise eines der ersten Opfer wird. Durch dieses frühe Ausscheiden auch der anderen störenden Figuren kann der Streifen nach einigen Minuten endlich annähernd das erwartete Niveau finden und somit den Zuschauer fesseln.

Leider jedoch ist der übertriebe Humor nicht das einzige Manko, hinzu kommt eine unnötige Betonung ekliger Aufnahmen ohne Bedeutung, wie das Zeigen von fünf bis sechs "aufgebrauchten" Wirten, wo auch einer genügt hätte oder die alberne Todesszene des Generals, in der er sich noch einen Fetzen seines Gehirns betrachtet, nachdem eines der Beaster ihn von hinten "angebohrt" hat.

Letzter Kritikpunkt ist die Vergewaltigung der sonst so gutaussehenden Alien-Queen durch eine biologische Änderung, auf die ich hier nicht eingehen möchte, weil sonst zuviel verraten wäre, und das etwas mißlungene Design einer neuen Alien-Art, über die ich mich aber auch nicht näher äußere.

Technisch ist bei Alien-IV alles in Ordnung, die SpecialEffects sind von gewohnter Güte, die Musik ist zwar nicht mehr ganz so düster, aber immer noch passend und gut und die Regie Jean-Pierre Jeunet's trifft auch die gewünschte Wirkung.

Alles in allem ist zu bedauern, daß die Alien-Saga mit dieser Erweiterung einen Teil ihrer Mystik verliert, eine weitere Fortsetzung wurde erschwert, obgleich der Schluß kein guter Schluß für das Gesamtwerk war und somit eine solche eher heraufbeschwört.

Ansonsten läßt der Film aber das Gesamtwerk nicht zusammenbrechen, wenn er ihm auch einen drastsichen Wandel gibt. Auf alle Fälle ist er einer der besseren dieser Tage und im Vergleich zu anderen SciFi's liegt er weit mehr in einer Richtung, durch die dieses Genre einmal seine Fans gefunden hat.

Im Vergleich zu den anderen Alien-Teilen ist er sicher der schlechteste, aber die Kluft ist nicht so groß, wie es zu befürchten war.


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